„Ich scheitere regelmäßig an meinen Idealen. Trotzdem ist es total wichtig, welche zu haben!“ Dr. Patrick Brückner ist promovierter Jurist und hat sein zweites juristisches Staatsexamen als Drittbester in ganz Niedersachsen abgeschlossen. Gerade hat er den Berufseinstieg bei activelaw erfolgreich gemeistert. Im Interview spricht er über Ehrgeiz, Ideale und welchen überraschenden Ratschlag er jungen Anwältinnen und Anwälten gibt. Außerdem haben wir erfahren, wie es um seine Ambitionen auf dem Tennisplatz und seine Wimbledon-Karriere steht.
Hallo Patrick! Schön, dass du da bist und dass wir uns unterhalten können. Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch, du hast dein zweites juristisches Staatsexamen als Drittbester in ganz Niedersachsen abgeschlossen. Wie fühlst du dich?
Patrick: Danke. Es ist nun schon einige Monate her. Die erste Euphorie ist verflogen. Nach fast zehn Jahren Ausbildung war es aber sehr erleichternd, alles abgeschlossen zu haben. Der Berufseinstieg fühlt sich jetzt wie ein Neuanfang an. Es gibt ja noch so viel zu lernen!
Hast du gezielt auf dein Ergebnis hingearbeitet? Oder warst du auch etwas von dem guten Ergebnis überrascht?
Patrick: Ich habe schon gezielt auf ein gutes Ergebnis hingearbeitet, aber das Resultat war trotzdem überraschend. Es gehört viel Arbeit dazu, und man muss sich durch regelmäßige Klausuren quälen. Aber natürlich spielt auch etwas Glück eine Rolle, und man kann so ein Ergebnis nicht vollständig planen.
Wie ehrgeizig bist du?
Patrick: Ich bezeichne mich als sektoral ehrgeizig! Mein Ehrgeiz variiert je nach Bereich. In Schule und Studium war ich sehr ehrgeizig und habe mich auch über Niederlagen sehr geärgert. In anderen Bereichen, wie Tennis, war ich früher ehrgeiziger, aber jetzt entspannter. Wimbledon werde ich nicht mehr gewinnen. Ich habe Prioritäten gesetzt und den Sport für meine Karriere zurückgestellt – vor allem, als klar wurde, dass ich damit kein Geld verdienen werde. Zumindest nicht mehr als Mindestlohn.
Wie war dein Berufseinstieg bei activelaw? Was hast du in den ersten Monaten gelernt?
Patrick: Gelernt habe ich auf jeden Fall eine ganze Menge! Gerade was das praktische Arbeiten und das Zeitmanagement angeht. Fristen spielen generell eine große Rolle, und es ist wichtig, da den Überblick zu behalten. Ich habe vor allem gelernt, mich selbst besser zu organisieren. Dann geht es bei vielen Fällen nicht um „Jura am Hochreck“, sondern vor allem um praktische Relevanz. Man muss ja alles, was man behauptet, vor Gericht auch beweisen können. Eine überzeugende Ausführung und Darstellung sind enorm wichtig.
Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit erfahrenen Kollegen bei activelaw?
Patrick: Die Zusammenarbeit ist sehr angenehm. Der junge Berufsanfänger stellt sich ja oft die Frage, was er denn jetzt eigentlich tun soll. Diese Frage wird mir regelmäßig beantwortet, zusammen mit einem: „Du kriegst das hin!“ Gerade in unserem Team ist das wirklich sehr nett. Unser zuständiger Partner Dr. Alexander Nefzger kann auf eine bemerkenswerte Expertise zurückgreifen und unterstützt, wo es geht.
Thema Arbeitskultur: Wie erlebst du die Generationenunterschiede in der Anwaltsbranche? Das Klischee wäre ja, dass man als Anwalt 60 Stunden arbeitet und keine geregelten Arbeitszeiten hat. Der jungen Generation wird wiederum nachgesagt, dass sie das überhaupt nicht mehr machen möchte. Wie erlebst du das?
Patrick: Die 60-Stunden-Woche ist eher etwas für die Großkanzleien. In Frankfurt habe ich mal in einer Großkanzlei gearbeitet, da waren die 60 Stunden definitiv kein Klischee. Man arbeitet als Anwalt sicherlich mehr als der Durchschnitt, doch ich denke, das gilt für alle akademischen Berufe. Aber es ist im Rahmen. Auf 60 Stunden bin ich hier aber noch nie gekommen, und zu meinem normalen Sport abends bin ich auch immer gekommen. Die Unterschiede zwischen den Generationen empfinde ich als weniger bedeutend, als es oft dargestellt wird. Vielmehr halte ich es für eine individuelle Entscheidung. Medial wird es mehr ausgeschlachtet, als es tatsächlich ist, man denke zum Beispiel an die vielen Frührentner. In meinem Bekanntenkreis arbeitet aber zum Beispiel niemand 20 Stunden die Woche, alle mehr.
Zu Beginn des Jahres gab es viele Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, und du hast unter dem Hashtag #niewiederist privat einen interessanten Post geschrieben. Welche Verantwortung siehst du als Anwalt in der Gesellschaft?
Patrick: Man ist als Anwalt Dienstleister. Gleichzeitig ist man unabhängiges Organ der Rechtspflege, so steht es zumindest in der Bundesrechtsanwaltsverordnung. Ich habe die Verantwortung, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen. Da darf man sich nicht für alles einspannen lassen, besonders wenn es rechtsstaatlichen Grundsätzen widerspricht. Mein Bereich, das Gesellschaftsrecht, ist aber sehr unpolitisch, da kommt der Konflikt meist nicht auf.
Bist du ein idealistischer Mensch?
Patrick: Ja, ich habe Ideale, aber ich scheitere auch daran. Da bin ich sicher nicht der Erste und der Letzte, der das Feststellen wird. Im Laufe des Lebens verändern sich aber auch viele Zielsetzungen. Insgesamt finde ich es aber super wichtig, Ideale zu haben – auch, wenn man sie nicht immer erreicht!
Und, was machst du denn heute nach Feierabend?
Patrick: Ich plane, laufen zu gehen. Ich habe mir vorgenommen, regelmäßiger zu laufen, um mich auf den bevorstehenden Firmenlauf beim B2Run vorzubereiten. Ich möchte nicht als Letzter aus der Kanzlei ins Ziel laufen und auch nicht auf halber Strecke zusammenbrechen. So viel zum Thema Ehrgeiz …
Das habe ich mir auch vorgenommen, bin aber an diesem Ideal bis jetzt gescheitert.
Patrick: Bei mir läuft es auch eher schleppend.
Hast du noch einen letzten Tipp für junge Berufsanfänger oder Studierende?
Patrick: Tatsächlich! Von einem juristischen Staatsexamen geht die Welt nicht unter. Nach meinen Klausuren habe ich meine Wahlstation in der deutschen Botschaft in Bangkok gemacht und hier erst mal alles hinter mir gelassen. Und gerade wenn man eine andere Kultur sieht und kennenlernt, tat mir eine andere Perspektive total gut. Im Nachhinein ist das natürlich leicht zu sagen, aber Menschen werden auch ohne juristisches Staatsexamen glücklich. Gerade beim zweiten – da hat man das erste ja schon geschafft und steht nicht mit nichts da. Man sollte es natürlich ernst nehmen und sich gut vorbereiten, aber nicht zu viel Stress machen. Die Welt dreht sich weiter, egal wie das Examen ausgeht.
Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch!