Die deutsche Wirtschaft steht vor einer enormen Herausforderung: dem Fachkräftemangel. Dieses Problem betrifft Unternehmen aller Branchen und Größen. Die Lösung könnte in der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten liegen. Hierzu wurde am 16. August 2023 das Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung verkündet, das eine Reihe von Änderungen mit sich bringt. Wir möchten Ihnen mit diesem Artikel die wichtigsten Neuerungen aufzeigen:
1. Hintergrund und Entwicklung des Gesetzes
Seit 2005 gab es verschiedene Anläufe, die Arbeitsmigration zu erleichtern. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2020 war ein bedeutender Schritt, um den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte zu vereinfachen. Das neue Gesetz baut darauf auf und führt weitere Liberalisierungen ein.
2. Die Struktur des Gesetzes: Drei Säulen
Das Gesetz orientiert sich an drei Hauptbereichen:
Die Fachkräftesäule: Hierunter fallen Regelungen für Personen mit qualifizierter Berufsausbildung oder Hochschulabschluss. Wichtig ist hier die Erweiterung der Blauen Karte EU, die es Hochschulabsolventen ermöglicht, leichter nach Deutschland zu kommen.
Die Erfahrungssäule: Dieser Bereich würdigt die Berufserfahrung. Personen mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung und einem anerkannten Berufsabschluss im Herkunftsland können nun leichter einwandern.
Die Potenzialsäule: Eine wesentliche Neuerung ist die Einführung der sogenannten Chancenkarte. Sie erlaubt es Ausländern, ohne konkretes Arbeitsangebot nach Deutschland zu kommen, um hier eine Arbeit zu suchen oder sich zu qualifizieren.
3. Die Chancenkarte: Ein neues Instrument
Die Chancenkarte ist besonders interessant für Unternehmen, die international rekrutieren möchten. Sie ermöglicht es Fachkräften, basierend auf einem Punktesystem, nach Deutschland zu kommen und hier Arbeit zu suchen. Die Punkte werden nach Kriterien wie Qualifikation, Sprachkenntnisse und Berufserfahrung vergeben.
4. Weitere wichtige Änderungen
Niederlassungserlaubnis: Die Voraussetzungen für eine Niederlassungserlaubnis wurden erleichtert. Fachkräfte können nun schneller einen dauerhaften Aufenthaltstitel erhalten.
Kurzzeitige Beschäftigung für Saisonkräfte: Für Arbeitgeber in saisonabhängigen Branchen gibt es nun die Möglichkeit, Arbeitskräfte aus dem Ausland für bestimmte Zeiträume zu beschäftigen.
5. Herausforderungen in der Umsetzung
Trotz der positiven Ansätze gibt es Bedenken bezüglich der Umsetzung. Es mangelt an personellen Kapazitäten bei den Ausländerbehörden, was zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Anträgen führen kann. Dies könnte insbesondere bei der Chancenkarte zu Problemen führen, da ihre Vergabe aufgrund des Punktesystems komplex ist.
Fazit
Das neue Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung ist ein wichtiger Schritt, um den Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen. Es bietet Unternehmen neue Möglichkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Allerdings müssen die administrativen Herausforderungen angegangen werden, um die Potenziale des Gesetzes voll ausschöpfen zu können. Als Unternehmer sollten Sie sich über diese Neuerungen informieren und prüfen, wie Sie sie für Ihre Personalgewinnung nutzen können.