Negative Bewertung auf Kununu? Ihre Chancen als Arbeitgeber

Für Arbeitgeber sind Portale wie Kununu Fluch und Segen zugleich. Einerseits geben sie uns wertvolle Einblicke in die Mitarbeiterzufriedenheit. Andererseits führen negative Bewertungen oft zu Reputationsschäden und dem Verlust potenzieller Bewerber.

Restaurantbesuche, Bücher, Online-Shops: Für fast alles gibt es heute eine Bewertungsplattform. Dass Online-Bewertungen für Verbraucher eine große Rolle bei der Kaufentscheidung spielen, ist keine Neuigkeit. Auch für Bewerber sind Portale wie Kununu oder Jobvoting eine wichtige Informationsquelle: Hat der Arbeitgeber ähnliche Werte wie ich? Sind die Mitarbeiter:innen insgesamt zufrieden? Oder werden immer wieder die gleichen „Knackpunkte“ kritisiert?


Für Arbeitgeber sind diese Portale Fluch und Segen zugleich. Einerseits geben sie uns wertvolle Einblicke in die Mitarbeiterzufriedenheit. Wünschen sich die Autoren durchgehend mehr Umweltbewusstsein im Arbeitsalltag? Bietet die Konkurrenz Benefits, von denen wir uns etwas abgucken können? Wo haben wir Verbesserungspotenzial? Doch während positive Bewertungen das Unternehmensimage stärken und neue Talente anlocken können, führen negative Bewertungen oft zu Reputationsschäden und dem Verlust potenzieller Bewerber.

Rechtlicher Rahmen und die Bedeutung freier Meinungsäußerung

Grundlegend für die Bewertung auf Portalen wie Kununu ist das Recht auf freie Meinungsäußerung nach Art. 5 GG. Arbeitnehmer dürfen ihre Meinung über Arbeitgeber äußern, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegen. Dies schließt unwahre Tatsachenbehauptungen, Formalbeleidigungen oder Schmähkritik aus. Die Grenze zwischen zulässiger Kritik und rechtswidrigen Äußerungen ist dadurch oft unscharf, wie folgende Beispiele an der fiktiven Kanzlei „Paragrafen& Coll.“ zeigen:

 

-      Unwahre Tatsachenbehauptungen: "Bei Paragrafen & Coll. wurden Kundendaten illegal verkauft, was absolut unethisch und rechtswidrig ist!" Dies ist zunächst eine unwahre Tatsachenbehauptung. Der anonyme Autor müsste (auf Nachfrage) belegen, dass ein solcher Vorfall tatsächlich stattgefunden hat. Liefert er keine Beweise, kann die Bewertung gelöscht werden.

-      Formalbeleidigungen: "Die Anwälte bei Paragrafen & Coll. sind inkompetente Idioten, die keine Ahnung von Recht und Gesetz haben." Dies stellt eine Formalbeleidigung dar, da es sich um eine herabsetzende Bezeichnung ohne sachliche Auseinandersetzung handelt.

-      Schmähkritik: "Der Geschäftsführer von Paragrafen und Coll. denkt nur an sich selbst!" Hierbei handelt es sich um Schmähkritik, da die Aussage primär darauf abzielt, die Person zu diffamieren und herabzusetzen, ohne eine konstruktive Kritik zu formulieren.

 

Umgang mit negativen Bewertungen: Reaktionsstrategien für Arbeitgeber

 

Der Umgang mit negativen Bewertungen ist komplex. Einerseits besteht die Möglichkeit, über Kommentarfunktionen auf Portale wie Kununu sachlich zu reagieren. Bleiben Kritik und Reaktion fair und sachlich, können Portale zur Arbeitgeberbewertung nämlich wertvolle Impulse liefern und auch Bewerbern signalisieren: Wir nehmen Eure Kritik ernst!

 

Andererseits können Arbeitgeber bei rechtswidrigen Äußerungen Unterlassungs- oder Beseitigungsansprüche geltend machen. Dazu müssen sich betroffene Unternehmen mit Kununu in Verbindung setzen. In der Regel sind Verstöße sehr eindeutig als solche zu erkennen und werden dementsprechend schnell gelöscht. In Fällen, in denen die Identität des Verfassers bekannt ist, kann der Arbeitgeber gegebenenfalls auch direkt gegen diesen vorgehen.

 

Wie eine Studie des Branchenverbands Bitkom zeigt, sind die Auswirkungen negativer Bewertungen groß und in Zeiten des Fachkräftemangels sehr ärgerlich: Fast die Hälfte der Befragten hat sich schon einmal aufgrund negativer Online-Bewertungen gegen einen potenziellen Arbeitgeber entschieden. „Unternehmen sollten beobachten, was und wie auf Online-Bewertungsportalen und in sozialen Netzwerken über sie geschrieben wird. Die Einschätzung von Mitarbeitern hat für Bewerber ebensolche Bedeutung wie eine aufwändig gestaltete Karriere-Webseite des Unternehmens“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Wer sich online über einen möglichen Arbeitgeber informiert, sollte ähnlich wie bei Produktrezensionen beim Einkauf möglichst verschiedene Meinungen hören.“

 

Präventive Maßnahmen: Von Arbeitsverträgen bis zu Aufhebungsverträgen

 

Präventive Maßnahmen können helfen, das Risiko negativer Bewertungen zu minimieren. Dazu zählen arbeitsvertragliche Regelungen, die eine sachliche Kritik zulassen, aber diffamierende Äußerungen untersagen. Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Aufhebungsverträge oder gerichtliche Vergleiche sollten Arbeitgeber ebenfalls Regelungen treffen, die negative Äußerungen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses verhindern.

 

Fazit: Bewertungsportale als Spiegelbild der Unternehmenskultur

 

Bewertungsportale sind ein zweischneidiges Schwert für Arbeitgeber. Sie bieten die Möglichkeit, positives Feedback zu sammeln und zu präsentieren, bergen aber auch das Risiko von Reputationsschäden durch negative Bewertungen. Eine proaktive Auseinandersetzung mit diesen Plattformen und eine klare Strategie im Umgang mit Bewertungen sind daher unerlässlich für jedes Unternehmen, das im digitalen Zeitalter erfolgreich sein möchte.

 

Möchten Sie mehr über präventive Maßnahmen erfahren oder ärgern Sie sich über eine ungerechtfertigte Bewertung?

Nehmen Sie gerne Kontakt auf:

Sebastian Jöckel

Rechtsanwalt

Kontakt activelaw TelefonKontakt activelaw E-Mail
Diesen Artikel teilen

Nehmen Sie Kontakt
mit uns auf.

Jetzt kontaktieren

Sie haben konkrete Fragen oder ein spezielles Anliegen?