Wie hast Du Deinen Weg in den Anwaltsberuf gefunden?
Ich habe meine Leidenschaft für den Beruf als Rechtsanwältin bereits während meines Studiums für mich entdeckt, als ich nach einem Praktikum in einer Kanzlei für Insolvenz- Arbeits- und Verkehrsrecht als wissenschaftliche juristische Mitarbeiterin übernommen, mit den Arbeitsabläufen in einer Kanzlei vertraut und in spannende Fälle einbezogen wurde. Meine Tätigkeit in der Kanzlei hat mir so viel Freude gemacht, dass ich im Referendariat den Schwerpunkt meiner praktischen Ausbildung in den Anwaltsbereich gelegt und mich nach meiner Zulassung als Rechtsanwältin auf das Familienrecht spezialisiert habe.
Welche Herausforderungen siehst du für Frauen im Anwaltsberuf?
Erfreulich ist zunächst, dass die Zahl der Anwältinnen jährlich steigt. Dennoch stehen Frauen im Anwaltsberuf vor diversen Herausforderungen.
Kanzleien haben oft eine anspruchsvolle Arbeitskultur und erwarten volle Leistungsbereitschaft, was stets mit langen Arbeitszeiten verbunden ist. Da viele Frauen jedoch gleichzeitig Verantwortung für Familie und Kinder tragen, ist es im Alltag immer noch schwierig, beides gut miteinander zu vereinbaren. Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle, wie sie bei activelaw bereits angeboten werden, sind leider immer noch die Ausnahme, jedoch der richtige Weg, diese Herausforderung zu meistern, ohne dass dies für eine Anwältin einen Karrierenachteil darstellt.
Anwältinnen sind in Kanzleien nach wie vor unterrepräsentiert und in Führungspositionen meist gar nicht zu finden. Dies kann den Aufstieg für Frauen erschweren.
Frauen gelten darüber hinaus häufig als empathisch, was im harten Kanzleialltag als weniger durchsetzungsfähig wahrgenommen werden kann. Hierdurch wird Frauen unbewusst häufig weniger Kompetenz in gewissen Fachbereichen, wie zum Beispiel dem (Wirtschafts-) Strafrecht, unterstellt.
Studien zeigen zudem, dass Anwältinnen einer Kanzlei häufig geringere Gehälter als ihre männlichen Kollegen erhalten, selbst bei vergleichbarer Leistung. Auch die Anforderungen an die Beförderung zur Partnerschaft sind oft höher für Frauen.
Zudem kommt es leider immer noch vor, dass sich Frauen abwertenden Kommentaren und Belästigungen ihrer männlichen Kollegen ausgesetzt sehen.
Ein Umdenken in Kanzleien – etwa durch flexiblere Arbeitsmodelle, transparente Beförderungskriterien und aktive Förderung von Frauen - könnte dazu beitragen, diese Ungleichheiten abzubauen.
Ist die Branche stark von Männern dominiert? Welche Erfahrungen hast du selbst gemacht?
Ja, die deutsche Anwaltschaft ist immer noch eine Männerdomäne. Der Frauenanteil der zugelassenen Rechtsanwältinnen liegt derzeit nur etwa bei rund 37 %.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig:
Konservative Rollenbilder und Vorurteile führen besonders in alteingesessenen Kanzleien älterer Anwaltsgenerationen dazu, dass viele Frauen aufgrund ihres Geschlechts immer noch benachteiligt werden.
Auch ich selbst musste als junge Anwältin diese traurige Erfahrung machen.
In ihren Augen sind (insbesondere junge) Anwältinnen nach wie vor „nur“ Frauen, deren Aufgabe es ist, ihre Familie zu versorgen. Ihre juristische Arbeit erfährt nicht die gleiche Anerkennung und Wertschätzung wie die ihrer männlichen Kollegen, was dazu führt, dass Anwältinnen trotz vergleichbarer guter Leistung und stimmender Umsatzzahlen deutlich weniger verdienen, als ihre männlichen Kollegen.
Diese Ungleichbehandlung darf nicht mehr sein!
Auch der Vorwurf der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine divergierende wechselseitige Erwartungshaltung machen es für Frauen schwer, in einer Kanzlei anerkannt und gefördert zu werden. Die Tatsache, dass Frauen Kinder bekommen können oder Kinder haben, darf in den Köpfen älterer Anwaltsgenerationen nicht dazu führen, Frauen von Beginn an eine mangelnde Leistungsbereitschaft oder gar die fachliche Kompetenz abzusprechen oder ihnen gar zu suggerieren, sie würden bereits aufgrund ihres Geschlechts gar nicht die Leistung erbringen können, die ihre männlichen Kollegen erbringen. Ein derart antiquiertes Denken ist nicht mehr zeitgemäß.
Viele Frauen haben zudem das Gefühl, dass von Ihnen, trotz ihrer Doppelbelastung, mehr Einsatz als von ihren männlichen Kollegen verlangt wird.
Glücklicherweise haben sich in den letzten Jahrzehnten die familiären Lebensbedingungen und die Geschlechterbilder grundlegend verändert. Dennoch wirken Geschlechtsstereotype in vielen Kanzleien noch nach.
Angesichts der sich geänderten Lebensformen in unserer Gesellschaft und den höheren Bedürfnissen nach einer Work-Life- Balance sowie nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss die Arbeitsform in der Anwaltschaft angepasst werden. activelaw geht hier mit gutem Beispiel voran:
Flexible Arbeitszeiten, Home-Office und Teilzeitangebote sind bei activelaw für Anwältinnen nicht karriereschädigend.
Es sollte in der Gesellschaft keinen Unterschied machen, ob der Anwaltsberuf von einem Mann oder einer Frau ausgeübt wird, weder im Ansehen nach innen und nach außen, noch finanziell. Die Einsatz- und Leistungsbereitschaft der Frauen im (Anwalts-)Beruf sollte genauso wertgeschätzt und anerkannt werden, wie die eines männlichen Kollegen. Frauen sollten dieselben Entwicklungs- und Karrierechancen eingeräumt zu werden, wie Männern, insbesondere auf der Führungsebene. Dies ist bei activelaw der Fall.
Die hohe zeitliche Arbeitsbelastung, fehlende Vorbilder, der Spagat zwischen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mangelnde Karriere- und Entwicklungsperspektiven sind aus meiner Sicht die Gründe, warum der klassische Anwaltsberuf noch zu wenige Frauen begeistert.
Wie siehst du die Zukunft für Frauen im Anwaltsberuf?
Die Zukunft für Frauen im Anwaltsberuf sieht vielversprechend aus, aber sie steht weiterhin vor Herausforderungen.
Ohne strukturelle Veränderungen bleiben Führungspositionen männlich dominiert. Dies macht es für Frauen schwieriger, aufzusteigen.
Zwar zeichnet sich ab, dass sich auch in den nächsten Jahren der Frauenanteil im Anwaltsberuf erhöhen wird, aber nur, wenn Kanzleien gezielt Karrierehindernisse (Kinderbetreuung, fehlende Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten) abbauen.
Der hohe Arbeitsaufwand in großen Kanzleien darf Frauen nicht benachteiligen, wenn sie Familie und Karriere miteinander vereinbaren müssen.
Kanzleien mit flexiblen Karrierewegen wie Teilzeit-Partnerschaften, Job-Sharing und Remote-Arbeit werden mehr Frauen anziehen und langfristig halten.
Erforderlich ist zudem, dass Kanzleien zunehmend auf Gleichstellung, Mentoring-Programme und flexible Arbeitsmodelle setzen.
Auch Rechtsbereiche wie Legal Tech und alternative Kanzleimodelle könnten Frauen einen innovativen Karriereweg jenseits der klassischen Großkanzlei bieten. Der Einsatz von KI und Legal Tech ermöglichen ebenfalls neue Arbeitsweisen, die flexibler sind und es Frauen erleichtern können, Beruf und Privatleben zu vereinbaren.
Frauen stehen oft vor mehreren Herausforderungen: lange Arbeitszeiten, Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geringere Gehälter als männliche Kollegen, fehlende Frauen in Führungspositionen sowie stereotype Vorstellungen, die ihre Durchsetzungsfähigkeit und Kompetenz infrage stellen.
Die Zukunft ist vielversprechend, aber strukturelle Hindernisse bestehen weiterhin. Flexible Arbeitsmodelle, transparente Karrierewege und Mentoring-Programme sind essenziell, um Frauen langfristig für den Beruf zu gewinnen und ihnen gleiche Chancen zu ermöglichen.
Trotz eines höheren Männeranteils bietet activelaw ein Arbeitsumfeld, in dem das Geschlecht keine Rolle für Karrierechancen spielt. Wir setzen auf flache Hierarchien, eine wertschätzende Zusammenarbeit und fördern flexible Arbeitsmodelle für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Welche Veränderungen wünscht du dir in der Branche?
Aus meiner Sicht können wir unsere Nachwuchsjuristinnen als Kolleginnen nur dann gewinnen, wenn die Vorgesetzten bereit sind, sich den veränderten Lebensumständen in der heutigen Gesellschaft anzupassen und zu verinnerlichen, dass es die „klassische Rollenverteilung“ nicht mehr gibt.
Dies gelingt uns bei activelaw aus meiner Sicht sehr gut!
Um junge Frauen für die Tätigkeit als Anwältin zu begeistern, bedarf es nicht nur flexibler Arbeitszeitmodelle, der Möglichkeit im Home-Office oder in Teilzeit zu arbeiten und ihnen angepasste Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten, sondern es bedarf primär einer offenen, und wertschätzenden Umgangs in der Kanzlei untereinander.
Es sollte selbstverständlich sein, dass Anwältinnen, ebenso wie ihre männlichen Kollegen, aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz, ihrer Einsatzfreude und Leistungsbereitschaft uneingeschränkt anerkannt und wertgeschätzt werden.
Es ist wichtig, ihnen Unterstützung und Vertrauen in ihre fachlichen Fähigkeiten sowie ein konstruktives Feedback zu ihrer Arbeit entgegenzubringen. Denn das fördert nicht nur die Leistungsbereitschaft und Motivation junger Anwältinnen, sondern führt dazu, dass sie Freude an ihrem Beruf als Anwältin haben.
Um junge Kolleginnen für den Beruf als Anwältin zu begeistern, müssen ihnen interessante Mandate zur Bearbeitung überlassen und Entwicklungschancen aufgezeigt werden. In der Kanzlei sollten Anwältinnen mit ihren männlichen Kollegen auf Augenhöhe auftreten und sollten nicht als Juristinnen zweiter Klasse angesehen werden.
Der klassische Anwaltsberuf wird Frauen nur dann begeistern, wenn sie einer Kanzlei arbeiten, die von Offenheit, gegenseitiger Wertschätzung und einem vertrauensvollen Umgang geprägt ist. Dies ist im familienrechtlichen Dezernat von activelaw der Fall.
Was würdest du jungen Juristinnen am Karrierebeginn raten?
Mein wichtigster Rat an junge Nachwuchsjuristinnen ist: „Macht das, was Euch am meisten Freude macht!“
Vielen Frauen fehlt trotz ihrer hervorragenden Ausbildung das Vertrauen in ihre eigene fachliche Qualifikation in einer noch von Männern dominierten Berufswelt. Andere haben Sorge, dass aufgrund der hohen Arbeitsbelastung eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht möglich ist. Dies ist verständlich und nachvollziehbar.
Dennoch werbe ich dafür, den Beruf als Rechtsanwältin zu ergreifen, wenn es der Beruf ist, der einer Juraabsolventin am meisten Spaß macht.
Ich habe immer Vorbilder gehabt: Zwei wunderbare Kolleginnen, beide erfolgreiche Anwältinnen, Mutter mehrerer Kinder, Ehefrauen, sehr fleißig und zielstrebig, den Blick immer zukunftsorientiert. Sie sind bis heute meine Mentorinnen, die mich immer gefordert und gefördert, sich für mich eingesetzt und motiviert haben.
Wichtig ist auch, sich mit anderen Frauen auszutauschen und sich zu vernetzen.
Gerade eine Großkanzlei wie activelaw, die mit einer Vielzahl unterschiedlichster Rechtsgebiete besticht, gibt es unendlich viele Entwicklungsmöglichkeiten. Außerdem macht es jeden Tag viel Freude in einem großartigen Team zusammenzuarbeiten.
Wie nimmst du die Geschlechterverteilung bei activelaw wahr?
Auch bei activelaw ist die Anzahl der männlichen Kollegen mit 29 dominierend im Verhältnis zu den dort tätigen 8 Anwältinnen. Auch auf der Führungsebene sind alle Partner von activelaw männlich.
In meinem Alltag hat es für mich aber keine Relevanz, ob in der Kanzlei mehr Männer oder Frauen vertreten sind. Denn kein männlicher Kollege hat mir bisher das Gefühl gegeben, dass ich als Anwältin in der Hierarchie unter ihm stehe. Entscheidend ist, dass activelaw auch intern nicht nur viel Wert auf fachliche Kompetenz, sondern auf eine gute, verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit und eine flache Hierarchie legt, anstatt auf das Geschlechterverhältnis. Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe.
Welche Möglichkeiten gibt dir dein Arbeitgeber für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Meine Tätigkeit als Anwältin bei activelaw zeigt, dass Familie und Beruf einander nicht ausschließen.
Die eigene Familienplanung sollte niemals die Karriereplanung ausschließen. Man sollte nicht auf seinen Traumberuf, der einem so viel Spaß macht, verzichten.
Natürlich erfordert der Beruf der Anwältin – wie jeder Beruf – immer einen Spagat zwischen Familie und Beruf: Es bedarf immer der Unterstützung des Partners und einer guten Kinderbetreuung. Activelaw unterstützt die Anwältinnen dabei, Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können, in dem viel Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit – und Ort eingeräumt und Home-Office ermöglicht wird, auch wenn z.B. die Kinder einmal krank sind.
Ich empfinde es als Bereicherung, beides erleben und leben zu dürfen.
Wie gelingt dir die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist für jede Frau eine Herausforderung, auch für mich.
Einerseits bin ich Ehefrau und Mutter, andererseits übe ich mit einer großen Leidenschaft und viel Freude meinen Beruf als Familienanwältin aus.
Damit dies gelingt, nehme ich ein flexibles Arbeitszeitmodell und Home-Office in Anspruch. Diese Flexibilität ermöglicht es mir, Prioritäten zu setzen und wichtige berufliche und private Aufgaben zu planen und zu priorisieren.
Obwohl es mir nicht immer gelingt, meine anwaltliche Tätigkeit ausschließlich innerhalb meiner festen Arbeitszeit auszuüben, und ich berufliche E-Mails und Anrufe von Mandantinnen und Mandanten auch außerhalb der Arbeitszeit entgegennehme, ist es mir wichtig, mir ausreichend Zeit für meine Familie, für Freunde und Hobbys zu nehmen.
Wie gehst du mit stereotypen Rollenbildern im Berufsalltag um?
Mit stereotypen Rollenbildern im Berufsalltag umzugehen erfordert eine Mischung aus souveränem Auftreten, Humor und gegebenenfalls Unterstützung durch das berufliche Umfeld.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass im Büroalltag stereotype Rollenbilder keine Bedeutung haben, weil wir Anwältinnen durch souveräne Kommunikation und sicheres Auftreten überzeugen und unsere fachliche Kompetenz und unsere Leistung im Vordergrund steht.
Sollte dies einmal eine Rolle spielen, würde ich mit einem humorvollen Kommentar Klischees versuchen zu entkräften, ohne konfrontierend zu wirken. Bei gegebenem Anlass können auch Gespräche mit unserer Frauenbeauftragten, dem Management oder den Vorgesetzten hilfreich sein.